Wettbewerbsbeitrag · Erweiterung Mörburgschule und Multifunktionsraum/Gemeindesaal mit Bibliothek

Realisierungswettbewerb · 2024

Konzeption

Das neue Gebäudeensemble mit dem Gemeindesaal und der Bibliothek sowie der Erweiterung der Mörburgschule bildet einen neuen städtebaulichen Schwerpunkt im Ortskern von Schutterwald. Eine Abfolge von Plätzen und Räumen mit unterschiedlichen Ausprägungen und Qualitäten werden formuliert. Mit den neuen Raumkanten wird im Norden des urbanen Marktplatzes, im Westen der landschaftliche Lesegarten und im Süden der lang gestreckte Festplatz vor dem Alten Schulhaus, als eine Abfolge eigenständiger Platzräume gebildet.

Der Bibliotheks- und Veranstaltungsbau ist von der Typologie des benachbarten Tabakschuppens und Vorbildern der innerörtlichen Scheunen inspiriert - jedoch ohne diese historisierend zu zitieren, sondern eigenständig zeitgemäß und selbstbewusst formuliert.
Der dreischiffige Baukörper definiert mit seinen Versätzen die städtebauliche Figur. Die öffentlichen Nutzungen, mit der Bücherei, dem Gemeindesaal und den Vereinsräumen sind durchlässig konzipiert, es können Bereiche und Freiräume zusammengeschaltet aber auch getrennt genutzt werden, so das sich vielfältige Möglichkeiten für gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen den Schutterwalder Bürgern und den Vereinen und Initiativen bieten werden.

Das mittige Foyer verbindet den Marktplatz im Norden mit dem Festplatz im Süden. Von hier sind alle Nutzungen erschlossen und lassen sich gemeinsam - oder auch mit kleineren separaten Einheiten zeitlich flexibel und unabhängig voneinander nutzen und auch zusammenschalten. Der Gemeindesaal lässt sich in Richtung des Marktplatzes öffnen und erweitern. Die Bücherei orientiert sich zum landschaftlichen Lesegarten. Der Gemeinschafts- und der Versammlungsraum für die Vereine liegt am Festplatz vor der Alten Schule. Der Küchenbereich kann alle Raumbereiche andienen aber auch den Außenraum zum Festplatz und Lesegarten versorgen. Die WC-Bereiche sind auch außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten über einen Vorflur von außen zugänglich. Bühne, Lager und Künstlergarderoben sind separat von außen erschlossen. Als Angebot gibt es darüber eine Möglichkeit einer Galerie für zusätzliche Raumangebote als Erweiterung des Seminarbereichs.

Schulerweiterung

Der Entwurf für die Schule verbindet das Konzept „Schule im Dorf, Dorf in der Schule“ mit einer städtebaulichen Haltung, die sowohl den Schulbereich als auch den neuen Marktplatz klar definiert. Durch die gezielte Anordnung von neuen Baukörpern und Terrassen entsteht ein urbanes Gefüge mit klaren Konturen, das offen und durchlässig bleibt und zugleich überdachte Zugänge zum Schulhof bietet.

Bereits im ersten Bauabschnitt ist je nach wirtschaftlicher Möglichkeit der Abriss des nördlichen Anbaus vorgesehen, um die Unterteilung in sinnvolle Bauabschnitte und deren Realisierbarkeit zu verbessern und den bestehenden Schulbetrieb so wenig wie möglich zu beeinflussen. Als Übergangslösung wird vorgeschlagen die naturwissenschaftlichen Klassenräume in Containern unterzubringen. Der Bestand selbst erfährt nur minimalinvasive Eingriffe, hier sollen die Umbaukosten gering gehalten werden.

Die Organisation der Baukörper des Erweiterungsbaus erfolgt so, dass je an den Stirnseiten funktionale Nebenräume angeordnet sind, während sich die Klassenräume dazwischen einbetten. Das Tragwerk ist so konzipiert, dass der Grundriss flexibel auf mögliche Anpassungen im Raumprogramm reagieren kann. Grundsätzlich findet eine klare Verteilung des Raumprogramms über die gesamte Schule statt: Der Altbau bleibt primär für Klassenräume, individuelle Lernbereiche, Lehrerarbeitsplätze und die Aula reserviert. Der erste Bauabschnitt sieht die Errichtung eines Gebäudes der Fachräume vor. Im Erdgeschoss befinden sich die Kunsträume und die Mensa als durchgesteckter Raum mit direktem Zugang zum Marktplatz, während im ersten Obergeschoss Räume für die Ganztagsschule mit direkter Verbindung zum Außenraum und im zweiten Obergeschoss die naturwissenschaftlichen Fachräume angeordnet sind. Die Terrassen erfüllen dabei vielfältige Funktionen: Sie dienen als überdachter Außenbereich und zweiter Rettungsweg, definieren die Grenzen der Schule, bieten eine zweite Schulhofebene mit stadt- und schulräumlich interessanten Blickbeziehungen.

Die grün lasierte Holzfassade bettet sich unaufgeregt in den unmittelbaren Kontext ein und kombiniert Fenster mit Holzrahmen und gelb/beigen Sichtschutz-Elementen. Durch die vertikale Gliederung spiegelt die Fassadenkonstruktion das innere Raster wider und öffnet sich gleichzeitig offen und einladend zum Marktplatz hin. Hier sollen insbesondere die Nutzungen im Erdgeschoss des Erweiterungsbaus zu einem lebhaften urbanen Marktplatz mitwirken.

Außenliegende Treppen, die in die Gebäudevolumen integriert sind, verfolgen eine klare Ausrichtung zum Hof. Als visuell sichtbare, eigenständige Elemente treten sie über eine metallische Mesh-Ummantelung in den Fassaden zum Vorschein und helfen so, sich unmittelbar im Schul-Cluster aus Baukörpern und Terrassen verorten zu können. Neben ihrer außenräumlichen Wirkung im darauf wie darunter, sind die Terrassenplatten zudem eine essenzielles Erschließungselement, das die Brücke zwischen allen Baukörpern schlägt.

Bibliothek / Veranstaltungsraum


Das Konzept sieht ein dreischiffiges Gebäude mit steilen Satteldächern und unterschiedlichen Breiten vor, die Volumina sind in Längsrichtung zueinander versetzt. Das mittlere Schiff dient als Foyer und Eingangszone und ist deutlich schmäler.
Das Tragwerk gibt ein einheitliches Erscheinungsbild ab: die Satteldächer sind als klassische Sparrendächer in Holzbauweise ausgebildet. Das mittlere, schmale Schiff erlaubt dabei geometrisch Einfeldsparren, bei den größeren Hauptschiffen ist das nur mit Zwischenstützungen lösbar. Diese werden zunächst als Unterspannungen mit einfacher Luftstütze gelöst. Koppelt man die Luftstützen durch eine Zugelement, entsteht ein so genannter Polençeau-Binder, bei dem die Abtriebskräfte des Sparrendachs kurzgeschlossen werden. Die Einfeldsparren des Foyers stützen sich gegen diese Binder ab.
Für die Aussteifung der Gesamtstruktur in Längsrichtung reichen wegen der geringen Massen trotz der Erdbebenbeanspruchung einfache Verbände in den Fassaden zwischen den hölzernen Stützen aus. In Querrichtung bestehen in beiden Hauptschiffen Einbauten, die bis zu den Dachtraufen reichen und die durch Kopplungsstäbe aktiviert werden.
Die Binder der Dächer sind mit Achsabständen von etwa 2,5 m vorgesehen. Die bei großen Jochabständen üblichen Koppelpfetten kommen auch hier zum Einsatz, allerdings über der aussteifenden Dachschale in der Dämmebene, die so eine ruhige Dachuntersicht ermöglicht. Die Einbauten in den Hauptschiffen sind ebenfalls in Holzbauweise vorgesehen.

Schulgebäude

Die beiden Gebäude der Schulerweiterung stehen jeweils unabhängig in Flucht der Bestandsgebäude. Grundsätzlich sind die Schulgebäude als Holzkonstruktion in Skelettbauweise konzipiert. Dazu werden quer zum Gebäude Träger auf 4 Stützen über drei Felder gespannt (Klassenraum – Flur – Klassenraum), die untereinander einen Achsabstand von 3,75 m haben. Dieser Abstand ist auf die Spannweite der Decken optimiert, die einfeldrig zwischen den Trägern spannen.

Für die Decken stehen mehrere Konstruktionsweisen zur Wahl, die alle die bauphysikalischen Anforderungen erfüllen können: Massive Brettstapeldecken mit Ballastgewicht oder als hybride Struktur mit aktiver Betonplatte sowie Holzhohlkammersysteme mit entsprechender Ausgestaltung der Hohlraumfüllung (Lignatur / Lignotrend). Die Wahl der Decke ist abhängig von vielen weiteren Planungsfaktoren, die Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Konstruktionen haben. Am häufigsten wird die Brettstapel-Hybriddecke ausgeführt.

Die Aussteifung wird durch die Lage von Schutterwald in der Erdbebenzone 1 beeinflusst. Hölzerne Aussteifungen sind bei den solche Aussteifungslasten nicht sinnvoll darstellbar, massive Konstruktionen sind hier angezeigt. Das größere der beiden Gebäude hat zwei Erschließungskerne jeweils am Gebäudeende, davon einer mit angrenzendem WC-Bereich. Diese Teile werden massiv in Stahlbeton ausgeführt und übernehmen die Aussteifung in Kombination mit der Scheibentragwirkung der Decken. Das Erweiterungsgebäude im 2. BA hat nur einen Erschließungskern. Am anderen Ende ist auch ein WC-Bereich vorgesehen, für dessen Ausführung die Holzbauweise eingeschränkt tauglich ist. Daher bestehen aus hier an beiden Gebäudestirnen aussteifende Stahlbetonstrukturen.

Zwischen den beiden Gebäuden ist eine begehbare Überdachung mit Lichthöfen auf vielen schlanken Stützen, also einem Stützenwald vorgesehen. Der Charakter als voll bewittertes und begangenes Außenbauteil mit glatter ruhiger Untersicht führt zu einer massiven Stahlbetonplatte. Die Stahlkernstützen darunter sind gleichzeitig schlank und brandsicher. Zu die beiden Gebäude der Erweiterung besteht aus baupyhsikalischen wie auch thermischen Gründen eine Raumfuge, lediglich zu den Kernen der Gebäude besteht eine definierte Anbindung zur Aussteifung.

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